Maine Lobster Boat "Miss Daisy"


Die Originale


Technische Daten der Originale:

Länge:                22-45 Fuß (6,7 - 13,7 m)
   

Über weitere technische Daten habe ich bisher im Internet keine oder keine eindeutigen Angaben gefunden.     





















Ein konkretes Vorbild für dieses Modell existiert nicht, es ist im Prinzip eine Art Typmodell der amerikanischen Hummerboote, wie sie zu tausenden an der Ostküste zu finden sind. Sie existieren in den unterschiedlichsten Ausführungen und werden auch heute noch auf kleinen familiengeführten Werften gebaut. Es dürfte daher wohl kaum zwei identische Boote geben.

Allen gemeinsam sind jedoch die für ein Arbeitsboot eleganten und geschwungenen Linien, eine, in meinen Augen, typische amerikanische Eigenart, dass auch zweckorientierte Boote eine gewisse Ästhetik ausstrahlen.

Diese Boote werden auch heute noch komplett aus Holz gebaut, wobei natürlich auch mittlerweile moderne Materialen zum Einsatz kommen. Sie sind auch begehrte Freizeitboote, wobei ich da aber eher die Vermutung habe, das dazu eher selten alte Boote umgebaut werden, sondern diese neu gebaut werden, dann aber durchaus auch aus Holz. Im Netz findet man dazu sehr viele Informationen und Filme, da diese Boote in den USA wohl sehr beliebt sind, Originale wie auch Modelle.


 
Das Modell


Technische Daten des Modells:

Maßstab:                 1:18
Länge:                      570 mm
Breite:                       190 mm
Tiefgang:                    60  mm
Gesamthöhe:            370 mm
Verdrängung:           1484 Gramm

Antrieb:
1 Elektromotor der Größe 400
mit ca. 12 Watt Leistung

Sonderfunktionen:
- Drehbares Steuerrad
- Beleuchtung mit 4 verschiedenen
  Schaltkreisen






Für mich erfüllt sich mit diesem Modell ein lang gehegter Wunsch nach solch einem Boot. So verbinde ich damit auch ein wenig die Sehnsucht nach einem Landstrich, den ich hoffe noch in diesem Leben vielleicht eines Tages mit eigenen Augen sehen zu dürfen. Und es war der Bericht von Peter Gatz in der Zeitschrift Schiffspropeller 09/1997 der mit seinen stimmungsvollen Fotos dazu beitrug, dass der Wunsch nach so einem Boot nicht aus meinem Kopf verschwand.

Jedoch war es leider nicht so einfach diesen Wunsch zu erfüllen. In Deutschland oder Europa gab es zum damaligen Zeitpunkt keinen mir bekannten Hersteller von Bausätzen, der ein solches Modell im Angebot hatte. Auch die Planbeschaffung war damals nicht so einfach wie heute.  Doch eines Tages, ich surfte mal wieder durchs Internet, fand ich auf den Seiten eines Modellbauvereins, ich glaube aus Augsburg, ein Verkaufsangebot eines amerikanischen Bausatz eines Lobster Boats. Nach einem kurzen Mailaustausch und Überweisung von 80,- Euro, war der Baukasten auf dem Weg zu mir. Dieser Bausatz stammt von der amerikanischen Firma Midwest und wird nach meiner Recherche 2025 auch noch oder wieder hergestellt. In Deutschland gibt es jedoch weiterhin keinen Vertrieb. Die Fa. Dumas hat jedoch seit einiger Zeit den Bausatz eines Lobster Boats im Angebot, welcher auch in Deutschland erhältlich ist. 

Das Modell ist im Maßstab 1:16 konstruiert und ist eigentlich ein Standmodell. Bei einer Rumpflänge von ca. 55cm sollte der Rumpf aber ausreichend tragfähig sein für eine Fernsteuerung. Es hat auch eine große Schwester vom selben Hersteller im Maßstab 1:12, welches mit einer Länge von etwas unter 1 Meter für den RC-Betrieb vorgesehen war und vom Aufbau nahezu identisch ist. Dazu findet man im Internet einige gute Bauberichte in amerikanischen Modellbauforen, bei denen ich mir viel abgeschaut habe.

Amerikanische Modellbausätze, die mir bisher untergekommen sind, sind sehr einfach konstruiert. In dem Falle im Prinzip ebenso einfach wie die Originale. Ich hatte mit meiner Friendship Sloop schon einmal diese Erfahrung gesammelt und eigentlich mag ich diese einfachen Baukästen, denn das ist noch richtiger Modellbau. Hier ist zwar vieles schon gut vorbereitet, aber diese Bausätze haben nichts mit den heutigen Schüttelbaukästen wie z.B. von Aeronaut zu tun, die sich quasi von allein zusammensetzen.

Der Baukasteninhalt ist daher wenig spektakulär. Zahlreiche Brettchen und Holzleisten, allesamt in guter Qualität. Allerdings sind die Teile nicht gelasert sondern im sog. Microcut-Verfahren hergestellt. Damit habe ich mich jetzt aber nicht weiter auseinandergesetzt. Vorteil ist, dass man keine verbrannten Kanten hat.





Weiterhin sind noch ein paar Metallgussteile enthalten. Da sind sogar zwei Hummer mit dabei. Ein paar Röhrchen und Klarsichtmaterial vervollständigen den Bausatz. Was mir sehr gut gefällt ist der Plan 1:1 zum Modell mit Seiten- und Draufsicht, sowie diversen Schnitten. Und letztendlich eine sehr ausführliche Schritt-für-Schritt-Bauanleitung. Diese ist natürlich auf englisch, aber mit Hilfe der Zeichnungen sehr gut nachzuvollziehen.

Ich habe mir natürlich noch einiges an Zubehör für die spätere Ausgestaltung, sowie zwei Figuren, beschafft. Diese sind von American Diorama und eigentlich in 1:18, passen aber ganz gut.

Interessant ist die Vorgehensweise des Rumpfbaus. Diese erfolgt im Prinzip „frei fliegend“, also ohne Helling. Ich war gespannt wie das am Ende funktionieren würde, zumal die Spanten nur sehr wenig Kontakt zum Kiel haben und im Kiel sind gar keine Einschnitte vorhanden. D.h. hier sollte man nicht zuviel Präzision erwarten, getreu dem Motto „Schiffbau ist Schiefbau“.

Der Rumpfbau


Begonnen wird mit dem Kiel der aus 4 Teilen besteht. Hier handelt es sich nicht um Sperrholz, sondern um 6mm dickes Abachiholz, welches so aussieht, als wären die Teile von Hand an einer Bandsäge ausgesägt worden, denn die Kanten sind nicht exakt gerade. Die Teile entsprechen in ihrer Form übrigens der großen ferngesteuerten Schwester. So wäre es vorgesehen anstelle eines Stevenrohres eine Vierkantleiste zu verbauen. Für den RC-Betrieb muss also nur die Leiste durch ein Stevenrohr ersetzt werden. Ich habe eines von Raboesch eingesetzt. Jedoch musste ich den Achtersteven um 5mm kürzen, da es innen sonst ungünstig vor dem Hauptspant geendet hätte. Ein längeres Rohr wäre natürlich auch denkbar gewesen, aber die Lagerbuchsen hatten zu den Rohren aus meinem Lagerbestand zuviel Spiel, sodass das nicht gut zusammengepasst hätte.




Bevor ich die Teile zusammengeklebt habe, habe ich mich jedoch mit der Ruderhacke beschäftigt, die aus einem Vierkantstab angefertigt werden muss und die ich abschraubbar gebaut habe. Auch habe ich den Achtersteven nicht einfach stumpf enden lassen, sondern spitz zulaufend zurecht geschliffen, damit die Schraube besser angeströmt wird.

Das Stevenrohr habe ich mit Stabilit mit den beiden Kiel- bzw. Steventeilen verklebt, die vorderen Teile mit Holzleim. Ausgerichtet und geklebt habe ich auf einer MDF-Platte, mit Frischhaltefolie als Trennschicht. Am Ende war ich froh, dass alles schön gerade geworden ist.

Damit die freifliegende Konstruktion des Rumpfgerippes funktioniert, wird das Arbeitsdeck als wesentlich tragendes Element eingesetzt. Es besteht dabei aus zwei Lagen. Einmal aus der Sichtebene mit den späteren Planken und dann der unteren, der Konstruktionsebene. Bevor nun diese untere Deckslage mit den Spanten verklebt wird, musste ich mir einige Gedanken zu zukünftigen Arbeitsschritten machen.

Um später an das Rumpfinnere zur Imprägnierung des Holzes (das erfolgt später mit G4) zu kommen, mussten hier einige Öffnungen eingebracht werden. Das habe ich mir von der Konstruktion der großen RC-Schwester abgeguckt, die ja weitestgehend identisch ist. Dann habe ich den letzten Spant verschlossen. Eigentlich ist er offen und man kann unter dem Achterdeck, auf dem später die Hummerkörbe transportiert werden, bis zum Heckspiegel sehen. Da hier dann aber irgendwo das Ruderservo befestigt werden sollte, konnte das nicht so bleiben. Da es keinen Stilbruch darstellt habe ich diesen Spant verschlossen.

Nachdem die ersten Spanten samt Arbeitsdeck mit dem Kiel verbunden waren, sah das so aus. Zu dem Zeitpunkt brauchte man viel Fantasie um darin ein Boot zu erkennen:





Dann brauchte ich noch eine Öffnung um später an den Schmiernippel der Welle zu kommen. Dazu musste ich die Motorraumabdeckung vergrößern. Im Bausatz war nur ein viereckiger Klotz, der nicht weit genug nach hinten reicht. Zum Glück gibt es bei den Originalen zig Varianten der Motorraumabdeckung, sodass es keinen Stilbruch darstellt, wenn ich hier einfach eine etwas größere bzw. längere Abdeckung einbauen würde.

Das Ruderservo wollte ich möglichst nahe bei der Ruderachse einbauen. Dazu muss ich mit dem Kabel nach vorn in die Kabine, wo sich später die RC-Anlage befinden wird. Unter dem Arbeitsdeck geht es nicht, da dieses dann ja durch das Sichtdeck verschlossen wird und hier die Spanten ein Durchziehen verhindern würden. Ich habe daher an den Spanten seitlich Öffnungen im oberen Bereich ausgesägt, um das Servokabel durchziehen zu können. Später wird man davon nichts mehr sehen, da es im Bereich der Plicht ja noch eine seitliche Abdeckung geben wird.

Beim Servoeinbau habe ich es mir bei meinen letzten Modellen angewöhnt die eigentliche Servohalterung aus einem separaten Bauteil herzustellen, welches angeschraubt wird. Das ist für den Fall, dass bei einem eventuellen Austausch des Servos, bei Maßabweichungen die kleine Adapterplatte außerhalb des Modells einfach neu angefertigt werden kann. Der dünne Messingdraht als Ansteuerung wird später natürlich noch ersetzt.




Zum Schluss wurden die Spanten mit dem Unterdeck verklebt und schonmal probeweise auf den Kiel gesetzt. Der Bugspant erhielt Öffnungen, da ich Hohlräume in einem Holzmodell für problematisch halte. Leider haben die hinteren Spanten nur sehr wenig Verbindung zum Kiel. Wäre hier der Kiel etwas höher, was ohne Probleme machbar wäre, wäre diese Konstruktion deutlich stabiler.

Die größten Änderungen waren am Hauptspant erforderlich. Da ich in das Plichtdeck keine Öffnungen einbringen wollte, müssen die Akkus durch den Hauptspant geschoben werden, was das Einarbeiten von Öffnungen erforderlich machte. Damit mir der Spant bei diesen Arbeiten nicht zerbröselt, bekam er wellenseitig eine Verstärkung aus Sperrholz.




Und dann kam es mir irgendwie in den Sinn, dass ich ja das Steuerrad analog zur Ruderbewegung drehbar machen könnte. Also bekam das Steuerrad eine ordentliche Achse mit Zahnrad und eine möglichst spielfreie Lagerung. Das Servo bekam ebenfalls ein Zahnrad. Zum Schluss habe ich noch eine Lagerplatte für des Steuerrad gebaut. Zwar nicht aus Niro, aber immerhin aus Alu. Die Platte wird dann noch stilecht mit Sechskantschrauben(imitaten) von Knupfer „befestigt“.




Als dann alle Spanten soweit waren und probeweise auf den Kiel gesteckt wurden, zeigte sich, dass der Steven nicht ganz gerade steht, d.h. es ging dann bei mir doch nicht ohne Helling. So habe ich den Kiel mit zwei Holzleisten fixiert, sodass ich den Steven mit einem Metallwinkel in Position drücken konnte. Damit stand dem Ankleben der Spanten nichts mehr im Wege.




Als nächster Schritt sollte dann laut Anleitung bereits das Deck aufgeklebt werden, welches Stabilität in die Konstruktion bringen soll. Da mich das Deck bei der Imprägnierung des Rumpfinneren aber stören würde, wählte ich eine etwas andere Reihenfolge, sodass ich noch zwei Stringer im Bereich der Deckskante eingebaut habe. Diese haben auch den Vorteil, dass die Seitendecks dadurch stabiler werden, denn im Fahrbetrieb bietet es sich an, dass Modell dort anzufassen. Da traue ich dann den Abachibrettchen des Decks nicht so ganz.




Im Bereich der Kimm des Rumpfes wurden dicke Balsaleisten eingeklebt, die auch eine deutlich stabilisierende Funktion haben. Hier wurden zwei Leisten übereinander geklebt, sodass diese Kante gewissermaßen formverleimt ist. Sie wird später in einen harmonischen Übergang geschliffen. Auch diese Leisten habe ich vorher gewässert.

Das Hauptdeck und das Arbeitsdeck habe ich grau gebeizt.
Die Planken sind nur aufgemalt und später wird es auch mit Farbe lackiert, jedoch wird die Farbe an einigen Stellen wieder entfernt, sodass das graue Holz durchscheint um ein abgenutztes Deck darzustellen. Durch das Beizen hat sich natürlich alles verzogen und die Brettchen mussten wieder in Form gebracht werden. Das erfolgte durch Beizen auf der Rückseite und das Lagern unter einem Bleiakku.

Das Kosntruktionsdeck und die unteren Teile der Spanten wurden zu dem Zeitpunkt mit G4 behandelt, bevor die Beplankung des Rumpfes erfolgte, da ich sonst nicht mehr gut drangekommen wäre. Die Beplankung des Rumpfes erfolgte zunächst mit Balsa und anschließend einer weiteren Lage aus einzelnen Planken aus 1mm Abachi, um etwas Struktur in die Oberfläche des Rumpfes zu bekommen.





Bevor ich die Rumpfbeplankung in Angriff genommen habe, wurde die abnehmbare Motorraumabdeckung hergestellt. Dadurch ist es mir möglich an den Schmiernippel des Stevenrohrs zu kommen. Diese Motorraumabdeckung habe ich nach hinten verlängert. Dabei habe ich mich aber an dem Querschnitt der Baukastenausführung orientiert.

Die Abdeckung wird mit einem Nut- und Federsystem gehalten und wird dann einfach nach hinten gezogen. Für Nut und Feder habe ich Kunststoff verwendet, da es besser gleitet und nicht lackiert werden muss. Der vordere Teil der Abdeckung ist fest mit dem Deck bzw. dem Kajütschott verbunden, denn darauf sitzt das Abgasrohr, welches dann später auch durch das Dach hindurch läuft. Das Abgasrohr erhielt natürlich noch einen ordentlichen Flansch mit "Schrauben". Das auf den Fotos zu sehende Rohr ist natürlich erst einmal nur ein Dummy zur besseren Darstellung und Herstellung der Bohrungen.





Bevor die Beplankung mit 2mm Balsabrettchen erfolgte, musste das Rumpfgerippe entsprechend vorbereitet werden. Im Wesentlichen mussten die dicken Kimmleisten aus Balsa zurecht geschliffen werden. Was sich so einfach anhört, bedurfte einiger Sorgfalt, damit man einen sauberen Verlauf der Kante erhält.

Dann konnte die eigentliche Beplankung erfolgen. Die Balsabrettchen waren nicht vorgeschnitten und im Plan gab es auch keine Schablonen, sodass hier der Modellbauer selbst gefragt ist. Nachdem ich die Brettchen grob vorgeschnitten hatte, wurden sie nass gemacht und angeklebt, was recht gut funktionierte. 




Bei der Seitenbeplankung habe ich in der Mitte eine Teilung vorgenommen, da sich die Brettchen dadurch einfacher anpassen ließen. Solange der Rumpf vorne an den Seiten noch offen war, hatte ich mir bereits Gedanken über die Motorbefestigung gemacht. Dazu wurde ein Brettchen zurechtgesägt, welches in der Neigung der Welle eingebaut wurde.
Zum Ausrichten hatte ich den Gummiteil der Kupplung durch ein passendes Messingrohr ersetzt, damit alles möglichst spielfrei ineinander passte.




Als das erledigt war konnte die Beplankung der Seiten vervollständigt werden.




Nun fehlten nur noch die beiden Klötze im Bug um den Rumpf zu vervollständigen. Diese lagen weitestgehend vorgearbeitet dem Baukasten bei.




Als das erledigt war konnte mit dem Schleifen begonnen und der Rumpf in Form gebracht werden. Dabei wurde die Kimm stark gerundet, so wie es der Plan vorgibt. Zur Kontrolle habe ich von den Schnittzeichnungen im Bereich der Spanten Negativschablonen angefertigt, die eine große Hilfe waren.




Da die Innenseite des Rumpfes im Berecih der Plicht doch etwas unfertig wirkte habe ich eine Innenverkleidung mit 1mm Abachileisten vorgenommen. Um später genug Material für die "Nagelung" der Leisten zu haben, hatte ich eine Art „Spanten“ aus Balsaholzresten eingeklebt auf die dann die Leisten mit Sekundenkleber (UHU Strong and Safe) aufgeklebt werden konnten. Auch hier ist der Rumpf mit G4 behandelt und darauf lässt sich sehr gut kleben. Die Leisten werden später mit Clou Holzlack und Farblack gestrichen, damit die Struktur gut erhalten bleibt. Theoretisch kann Wasser dahinter laufen, aber dann müsste das Boot bereits bis zur Deckskante im Wasser liegen, sodass eine rückseitige Imprägnierung der Leisten nicht durchgeführt wurde.

Die Bohrungen für die Nägel werden später vorsichtig von Hand in die „Spanten“ eingebracht und dann die ca. 3mm langen „Nägel“ eingesetzt. Das erfolgt aber erst nach der Behandlung mit Holzlack.




Das Schöne an einem Modell ohne konkretes Vorbild ist, dass man eigene Ideen umsetzen und kreativ sein kann. So wird die spätere Luke über dem Ruder keine Klampe o.ä. als „Griff“ haben, um sie abnehmen zu können, da diese das Lagern der Hummerkörbe an der Stelle stören würde. Um die Luke abnehmen zu können habe ich ein kleines Loch vorgesehen um sie mit einem Haken abheben zu können. Nun wollte ich nicht einfach nur ein Loch im Deck haben. Wenn schon eines, dann mit „Funktion“

Der Skipper meines Bootes hatte in jungen Jahren ein unschönes Erlebnis mit einer ausgefallenen Ruderanlage und so hätte er gerne die Möglichkeit eine Not-Ruderpinne nutzen zu können. Nichts einfacher als das. Ein passender Abachivierkant wurde zunächst einmal gebogen, am vorderen Ende ein Griffstück herausgearbeitet und am hinteren Ende mit kleinen Leistenresten in Form gebracht, ein Loch gebohrt und ein Vierkant aus ABS eingesetzt. Dieser Vierkant kann nun in die Pinnenaufnahme der Lukenabdeckung gesteckt werden. Die Pinnenaufnahme ist einfach aus einem Bullauge gefertigt.

Wird die Pinne nicht gebraucht, wird sie einfach unter dem Seitendeck in einer entsprechenden Halterung gelagert.




Apropos Ruder! Manchmal hat man ja bekloppte Ideen: Die Ruder werden bei den Originalen ja durchaus aus einzelnen Brettern zusammengesetzt und mit Hilfe von Gewindestangen mit der Ruderachse verbunden. Irgendwie hatte ich mir in den Kopf gesetzt es so ähnlich auch im Modell zu machen, jedoch habe ich anstatt der  Gewindestangen einfach 0,8mm Messingdraht verwendet. Mit einer Bohrschablone habe ich 1,5mm dicke Nussbaumleisten durch die schmale Kante gebohrt, anschließend alles auf Maß gebracht und dann zusammengesetzt. Die Kanten der einzelnen Leisten habe ich etwas angeschrägt, damit die einzelnen „Bretter“ später besser zu sehen sind. Abschließend wurde alles geschliffen und in Form gebracht.




Nachdem die Seitenverkleidungen der Plicht gestrichen wurden, kam die Pinne an ihre endgültige Position und das Servokabel wurde eingezogen. Dann ging es an das Anpassen der beiden Deckshälften, die aber irgendwie nicht so recht passen wollten. Ich hätte beim Aufkleben viele zu viel Zug aufbringen müssen, damit die Seitendecks der Kontur des Rumpfes folgen. Auch in der Länge gab es Diskrepanzen zwischen Heck und der Öffnung im Bereich der späteren Kajüte. Also habe ich kurzen Prozess gemacht und das Backdeck von den Seitendecks getrennt, die beiden Hälften des Backdecks zusammengeklebt und auch gleich den Poller angefertigt und eingepasst. Danach konnten die Seitendecks durch Anfütterung an einigen Stellen in Form gebracht werden und die Plankenverläufe mit einem feinen Bleistift angezeichnet werden. Die Decks wurden auf der Unterseite mit G4 behandelt und auch mit G4 verklebt.




Nachdem die Decks aufgeklebt waren, konnten die Konturen der Deckskante geschliffen werde und der Rumpf wurde mehrmals mit G4 gestrichen. In dem Zustand hatte das Boot dann auch zum ersten Mal Wasserkontakt und es konnte die Zuladung getestet werden. Ein Gesamtgewicht von ca. 1,2 kg zeigte, dass hier keine Probleme zu erwarten waren. Bevor dann mit der Beplankung mit 1mm Abachileisten begonnen wurde, erhielt der Rumpf noch einen falschen Steven. Warum ein falscher Steven? Der Konstruktionssteven sitzt zu weit hinten. Die Beplankung läuft hier laut Plan nicht in den Steven hinein, sondern wechselweise seitlich vorn vorbei. Würde man die Planken in den Steven laufen lassen, stimmt der Strak nicht mehr. Der Bug wird zu kurz und wirkt unharmonisch. Da ich aber gerne einen sichtbaren Steven haben wollte, wurde zunächst nach Plan gebaut und der Bug so modelliert , dass abschließend der falsche Steven eingesetzt werden konnte. Das ist sicher keine große Bootsbaukunst, aber was zählt ist das Ergebnis. Da am Ende eh alles farbig lackiert wird, sieht man nichts mehr davon.

Nach dem Schleifen konnte dann auch endlich ein Bootsständer gebaut werden. Im Baukasten sind hier zwar auch Zeichnungen und Material enthalten, aber der vorgesehene Ständer wäre für ein Fahrmodell, welches ja auch beim Transport sicher stehen soll, doch etwas zu zierlich. Nach dem Aussägen wurde alles gebeizt, zusammengeklebt und dann mit Parkettlack gestrichen.

Nun hat der Rumpf ordentlichen Stand und es konnte zur Orientierung die Wasserlinie angezeichnet werden, um die diversen Leisten anzukleben. Einmal zwei Scheuerleisten am Heck, im Plan als Sprayrails bezeichnet, und mittschiffs steuerbord ein paar Schutzleisten an der Stelle, an dem die Hummerkörbe eingeholt werden. Fuß- und Scheuerleisten rund um die Deckskante komplettierten die Arbeiten.

Wer sich wundert warum die Leisten grau sind: diese sind gebeizt. Ich beabsichtige beim Lackieren an einigen Stellen die Farbe bewusst zu entfernen um einen gebrauchten Zustand zu imitieren. Das wird am Rumpf auch noch erfolgen. Als Grundlage erfolgt natürlich eine mehrlagige Lackierung mit Clou Holzlack.







Der Kajütaufbau

Die amerkianischen Hummerboote sind alle mehr oder weniger gleich aufgebaut. Sie verfügen über eine kleine Vorderkajüte mit einem anschließenden i.d.R. überdachten Steuerstand. Dahinter schließt sich dann die offene Plicht mit einem kleinen Achterdeck an, auf dem die Hummerkörbe gelagert werden. Daraus ergibt sich die charakteristische Silhouette. Bei den moderneren Booten wird auf dieses kleine Achterdeck verzichtet und die Plicht ist nach hinten offen, sodass die Körbe direkt aus der Plicht ins Wasser befördert werden können.

Um die Trocknungszeiten der Farbe zu überbrücken hatte ich die beiden Seitenteile des Aufbaus parallel zu den Arbeiten am Rumpf zusammengebaut. Die Unterteile sind zwar aus einem Stück, aber die Fenster des Steuerstandes werden mit separaten Leisten hergestellt. Die Fensterrahmen sind laut Plan eigentlich nicht vorgesehen. Sie sollen zum Schluss einfach mit Zierlinienklebeband hergestellt werden, was mir jedoch nicht so recht gefiel, sodass ich schmale Nussbaumleisten genommen habe. Außerdem habe ich die Scheiben bereits zu dem Zeitpunkt hergestellt, da es einfacher war. Die Frontscheibe sollte erst später angefertigt werden, wenn die Seitenteile eingeklebt sind um am Ende die korrekte Breite zu erhalten.




Bevor nun die Seitenwände des Aufbaus eingeklebt wurden, wurden diese zunächst gewässert und fixiert. Nach dem Trocknen haben sie dann bereits die gebogene Form, welche den Einbau deutlich vereinfacht. So ging beim Kleben mit Holzleim auch alles flott voran. Danach sah das Boot nun schon aus wie ein richtiges Lobster Boat.






Nun konnte der Aufbau komplettiert werden, d.h. die Plichtwände wurden beigeschliffen und erhielten Abschlussleisten. Auch auf dem Achterdeck wurden noch Leisten aufgeklebt. Außerdem wurde die Vorderwand des Aufbaus eingebaut und ich habe mir Gedanken über den RC-Einbau gemacht. Letztendlich muss alles im vorderen Teil des Aufbaus untergebracht werden, und der ist kleiner als man denkt. Dazu habe ich ein paar kleine Brettchen angefertigt auf denen die Bauteile später montiert werden und eine Querleiste um das Servo zur Ansteuerung des beweglichen Steuerrades befestigen zu können.




Nun galt es das Dach abnehmbar zu bauen. Dazu habe ich den kleinen Spant vor dem Steuerstand etwas modifiziert um Magneten einsetzen zu können. Praktischerweise sitzt dieser Spant dort, wo man das Dach vom Aufbau trennen muss um es später abnehmen zu können.


Um das Dach der Kabine abnehmen zu können wurde zunächst ein Rahmen gebaut. Für die spätere Fixierung des Daches habe ich hinten zwei und vorn einen Magneten eingesetzt. Das Dach selbst sollte aus 2mm dicken Abachibrettchen hergestellt werden. Da ich aber eines der beiden Brettchen für die Ruderabdeckung verwurstet hatte war eine Alternative erforderlich. Zunächst dachte ich an 0,8mm Sperrholz, aber das überzeugte mich nicht. Da bei den Originalen hierfür auch einzelne Leisten verwendet werden, wollte ich das auch im Modell so ausführen. Bei der Durchsicht meines Materiallagers fiel der Blick auf Reste von Zedernholzleisten. Das ist hier zwar ein wenig Perlen vor die Säue, da man später von dem schönen Holz nichts mehr sieht, da aber der Materialbedarf gering war, die Menge der Reste groß und die Leisten die erforderliche Stärke hatten, wurden sie also verwendet.

Das Aufkleben der Leisten ging schnell von der Hand, sodass auch alles gleich verschliffen werden konnte, gerade so, dass noch ein wenig Struktur der einzelnen Leisten zu sehen ist. Es fehlte nur noch die Randeinfassung, Handläufe und die Luke.






Nun konnte das Kajütdach auch im Bereich des Steuerstands vervollständigt, gebeizt und mit einer Luke sowie den Handläufen versehen werden.

Am Achterschott wurde die Tür angebracht, diese hat, so wie auch die Luke vorn auf dem Dach, keine Funktion im Modell. Für das Instrumentenbrett (ein Fertigteil aus dem Modellbaukaufhaus) wurde eine Beleuchtung eingebaut und bei der Gelegenheit auch der Großteil der Technik soweit fertiggestellt, dass sie später nur noch eingebaut werden muss, also Spannungsverteiler, Motorregler samt Motor und dem Empfänger mit dem Vierkanalschalter für die Lichtsteuerung. Dazu habe ich noch einen kleinen Verteiler auf einer Lochstreifenplatine erstellt.

Dann konnte die Frontscheibe aus diversen Leisten zusammengebaut werden. Ich habe dann auch gleich wieder die Gläser aus Vivak zugeschnitten, da das jetzt am einfachsten geht. Dann kamen noch die äußeren Rahmen dran und das Fenster vor dem Steuerstand wurde so gebaut, dass es wie bei den Originalen ausstellbar ist.





Damit die Besatzung ihre Arbeit machen kann, wurde die Winde eingebaut. Dazu habe ich jedoch nicht den Spill aus Gussmetall aus dem Bausatz verwendet, sondern eine passende Rolle aus einem alten Videorekorder. Vervollständigt wird der Arbeitsplatzt mit einem kleinen Ausleger, an dessen oberen Ende auch noch eine Rolle angebracht wird, ebenfalls aus einem Videorekorder. Der kleine Ausleger wurde aus dem Messingrohr aus dem Bausatz gebogen. Dieses war sehr schön weich, sodass es sich problemlos biegen ließ. Das ganze Konstrukt bekam noch eine Flanschplatte mit der es mit Sechskantschrauben (Imitate) auf Deck befestigt wird. Abschließend wurde nach dem Verlöten alles sauber verputzt und poliert, damit es vernickelt werden konnte.




Damit war der Aufbau bis auf das Dach des Steuerstandes fertiggestellt und es konnte mit dem Lackieren begonnen werden. Dazu wurde zunächst das gesamte Boot mit mattem Clou Holzlack dreimal gestrichen. Der Steuerstand wurde noch ohne Dach lackiert, da ich so besser an alles herankomme. Bei entsprechend sauberer Bauweise stellt ein Verkleben des Daches nach dem Lackieren kein Problem dar. An der Tür habe ich mit feinem Schleifpapier erste Abnutzungsspuren getestet. Dadurch kommt das grau gebeizte Holz zum Vorschein, was sehr überzeugend wirkt.







Während ich das Unterwasserschiff mit einem ca. 30 Jahre alten Glasuritlack lackierte, erfolgte der Anstrich des Überwasserschiffs und des Aufbaus mit einem Baumarktlack, was ich so nicht wieder machen würde, da die Baumarktlacke eine schlechte Deckkraft haben. Dadurch waren vier Schichten Farbe erforderlich was den gewünschten Effekt der Struktur der Leistenbeplankung stark reduzierte.

Parallel dazu habe ich das Plicht- bzw. Arbeitsdeck bearbeitet. Auf den Originalen ist das Deck häufig auch mit Farbe gestrichen, die mit der Zeit natürlich starke Abnutzungserscheinungen aufweist. So ein gebrauchtes Deck wollte ich auch darstellen. Dazu habe ich erstmals die „Salzmethode“ angewandt. Aber der Reihe nach.




Zunächst wurde das Deck nach dem Aufmalen der Planken grau gebeizt. Anschließend erfolgte auch hier ein dreimaliger Anstrich mit mattem Clou Holzlack. Nun wurde an einigen Stellen grobes Salz aufgebracht. Die Häufchen wurden mit ein paar Tropfen Wasser aus der Pipette angefeuchtet, dass sie untereinander und mit dem Deck verklebten. Das lässt man über Nacht trocknen und kann am nächsten Tag die Farbe auftragen. Der Sinn der Salzhäufchen ist, dass sie den Lackauftrag an der Stelle verhindern. Dabei muss man nicht penibel bis an jedes Körnchen ran pinseln. Ist die Farbe trocken, wird das Salz entfernt. Da sich an einigen Stellen Kanten und unschöne Unebenheiten gebildet haben, habe ich das gesamte Deck mit einer Scharfen Klinge abgezogen. Das sah schon ganz gut aus und ich habe dann die sichtbaren Holzflächen noch in Trockenmaltechnik wieder ein wenig mit Farbe behandelt. Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden. Zum Schluss würde später noch eine Verschmutzung durch ein Washing mit stark verdünnter dunkler Farbe erfolgen.

Ursprünglich war es gedacht, das Arbeitsdeck einzukleben, aber es hat sich gezeigt, dass die beiden Deckshälften so stramm sitzen, dass das nicht erforderlich ist. Auch wenn sich darunter nichts weiter befindet, außer ein paar Trimmgewichten, ist es immer gut, wenn man später an alle Bereiche des Bootes herankommt.

Das Dach der Kajüte und einige Kleinteile, wie z.B. der Mast, erhielten ihre Farbe, in meinem Fall ein Lichtblau von Elita. Trotz Vorbehandlung mit Clou Holzlack reagierte die Farbe ein wenig mit dem Sekundenkleber darunter (zumindest wirkte es so) und kräuselte sich etwas. Da das am Ende aussieht wie ein Lackschaden auf Holz, störte es mich zunächst nicht, da auch hier die Farbe noch "beschädigt" werden solte.

Wenn ich solche für mich neue Techniken ausprobiere übe ich natürlich vorher an Reststücken, die die gleiche Vorbehandlung erhielten. So weiß ich dann worauf ich achten muss und bekomme eine Ahnung wie es am Ende aussieht.





Leider hatte sich jedoch bei den nächsten Farbschichten mit den Elitafarben das Problem des Kräuselns weiter verschlimmert. Die Lösungsmittel in dem Lack sind so agressiv, dass sie an mehreren Stellen alles angelöst haben und alles total krisselig wurde. Das Ganze war am Ende soweit eskaliert, durch den Einsatz der Elitaverdünnung, um die Farbe runter zu waschen, dass sich der komplette Holzlack abgelöst hatte und ich am Deck mit dem gesamten Lackaufbau nun wieder von vorne anfangen musste.

Beim zweiten Versuch ging ich daher einen anderen Weg. Das Deck wurde nun mit 2 Schichten G4 gestrichen und einer Schicht Clou Holzlack. Erst dann kam die blaue Elitafarbe zum Einsatz. Diesmal hatte es, bis auf einige kleine Stellen, geklappt.

Nachdem die Lackierung soweit abgeschlossen war, konnte mit der Alterung begonnen werden. Hier habe ich den Lack sowohl durch vorsichtiges Schleifen an den Kanten entfernt als auch durch Behandlung mit der Elita-Verdünnung. Dabei zeigte sich auch, dass sich Schleifspuren dadurch auch wieder kaschieren ließen, da der Lack im Prinzip vollständig angelöst wurde. Allerdings war das nur bei dem Elita-Lack der Fall, nicht bei dem weißen Lack des Aufbaus bzw. Rumpfes. Zum Schluss ergab sich ein schönes „altes“ Deck mit Abnutzungsspuren und fleckigem Lack. Auf den Fotos kommt das leider nicht ganz so deutlich raus.




Auch am Rumpf habe ich an einigen Kanten den Lack entfernt, insbesondere an der Steuerbordseite, dort wo die Rumpfverstärkung durch mehrere Leisten aufgebracht wurde. Hier werden die Hummerkörbe hochgezogen. Anschließend habe ich die Ecken und Kanten noch stark mit verdünnter schwarz matter Revell-Farbe verschmutzt. Diese Prozedur habe ich an einigen Stellen mehrmals wiederholt, bis ein für mich stimmiges Gesamtbild herauskam.

Der gesamte Rumpf und der weiße Teil des Aufbaus bekam außerdem ein Washing aus stark verdünnter hellgrauer Farbe (Revell Nr. 371), sodass das Weiß nun nicht mehr ganz so strahlend und etwas fleckig ist.

Dann wurde der Steuerstand komplettiert, das Steuerrad wurde montiert, die beleuchteten Instrumente und die Tür. Zum Schluss wurden die drei Dachbalken eingeklebt. Dazu musste der Aufbau ein wenig gerade gezogen werden. Die Backbordseite hatte sich leider ein wenig verzogen, aber mit etwas sanfter Gewalt war auch das kein Problem.




Dann bekam das Boot auch seinen Namen. „Miss Daisy“ sollte sie nun also heißen. Der Hintergrund liegt in einer schönen Erinnerung aus dem ersten Englandurlaub mit meiner Frau in 2015. Dort besuchten wir in Taunton, der ehemaligen Hauptstadt Devons, Daisy Mays Tearoom und verbrachten dort einen sehr schönen Nachmittag. Leider scheint es diesen Tearoom laut Google wohl nicht mehr zu geben. Warum dann nicht "Daisy May"? Weil „Miss Daisy“ uns dann doch irgendwie besser gefiel, insbesondere im Zusammenhang mit der Schrift auf den Transportboxen: „Miss Daisy´s Lobsters“.






Nun konnte auch die Technik (wieder) eingebaut werden. Die Welle bekam ihr Fett weg, Motor, Regler, die beiden Servos und die Lichtverteilung wurden eingebaut. Dann noch die Akkus rein und ab ins Wasser. Es mussten ein paar Ausgleichgewichte ins Heck und ein paar Gramm auf die linke Seite, um das Gewicht der Figuren auszugleichen, und dann lag das Boot sauber auf Wasserlinie.




Damit war alles bereit für eine Probefahrt, zunächst noch ohne Steuerhausdach und Mast. Die Wasserlage stimmte soweit und dann kam der große Moment. Ich hatte ja keine Ahnung was der Motor für eine Leistung hat. Irgendein Mabuchi 380 aus einem alten RC-Car. Aber ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschwindigkeit war mehr als ausreichend. Das Modell entwickelt eine hübsche kleine Bugwelle und der Bug hebt sich ein wenig an. Das war mehr als ich erwartet hatte.

Nach 15 Minuten fast nur Vollgas habe ich mal die Fingerprobe gemacht. Der Motor war etwas heiß, der Regler war kalt. Nach über einer Stunde mit wechselnden Geschwindigkeiten war der Motor handwarm und der Regler immer noch kalt. Insgesamt also ein voller Erfolg.

Hochzufrieden ging es wieder nach Hause um das Innere genau zu inspizieren. Es war kein Tropfen Wasser festzustellen. Also auch hier alles in bester Ordnung.




Nun konnte also auch das Dach des Steuerstandes aufgeklebt und versiegelt werden, jedoch nur von oben. Nach dem Beizen, drei Schichten G4 (weil es sehr dünn war), eine Schicht matten Klarlack und eine Schicht Farbe. Die Farbe wurde mit der Verdünnung dann wieder teilweise abgewischt, wodurch das Holz teilweise wieder sichtbar und die Farbe fleckig wurde, was einen schönen verwitterten Effekt ergab. Danach konnten die übrigen Teile wie Handlauf, Horn Arbeitsscheinwerfer und Toplicht montiert werden. An Backbord befindet sich eine Boje auf dem Dach (zu den Bojen mehr weiter unten). Damit wird für jeden ersichtlich welche Bojenfarbe dieses Boot bzw. diese Familie benutzt. Zum Schluss konnte auch hier die Alterung mit stark verdünnter schwarzer Farbe erfolgen.




Dann konnte die Beleuchtung eingebaut werden. Die Kabel der Seitenlaternen laufen direkt in den Kajütaufbau wo sich die Lichtverteilung befindet. Die restlichen Lampen befinden sich alle auf oder unter dem Dach, was ein bisschen fummelig war, aber am Ende war auch das geschafft. An den Dachspanten hatte ich vorsorglich Aussparungen zur Kabeldurchführung vorgesehen.

Zum Schluss konnten nun die Scheiben eingeklebt werden. Diese hatte ich ja bereits zu dem Zeitpunkt angefertigt als die Seitenwände und die Frontscheibe angefertigt wurden. Das ging zu dem Zeitpunkt deutlich leichter. Aufgrund des Farbauftrags musste ich zwar ein wenig nacharbeiten, aber das war marginal.

Da ich fand, dass an einem gealterten Boot saubere Scheiben irgendwie nicht so recht passen würden, habe ich mit stark verdünnter hellgrauer Farbe auch hier etwas Schmutz aufgetragen, nachdem ich an einem Reststück geübt hatte. Das erfolgte noch vor dem Einkleben. Es empfiehlt sich, dass vor einem dunklen Hintergrund zu machen.

Das Einkleben war aufgrund des Daches etwas fummelig, aber mit kleinen Streifen Klebeband als „Griff“ ließen sich die Scheiben mit einer Pinzette an die richtige Stell bugsieren. Als Kleber verwendete ich ein Chinaprodukt, der bei einem Bausatz mal dabei war. Stinkt ein bisschen, klebt aber gut. Er ist eher zähflüssig, aber durch die Kanüle ließ er sich sehr gut dosieren.

Nun konnte alles Geraffel an Bord gehen. Am Mast musste noch die Schot geknüpft werden und an zwei Hummerfallen wurden die Bojen angebunden. Das Seil entspricht ungefähr einer Länge von 30m im Original. Damit war meine „Miss Daisy“ nun im Prinzip fertig. Die geplante Jungfernfahrt sollte dann am 11.05.2025 in Boizenburg stattfinden.









Und hier noch einige Fotos von der Jungfernfahrt in Boizenburg. Die Bedingungen konnten besser nicht sein. Klares Wasser, Sonne satt und einfach eine tolle Anlage dort im Naturschwimmbad. Immer eine kleine aber feine Veranstaltung. Um es kurz zu machen: Es gibt nichts an "Miss Daisy" zu beanstanden. Am Ende des Tages standen genau 100 Minuten auf der Betriebsuhr. Kein Wassereinbruch oder sonstige Mängel. Auch ein Schwall einer großen Welle von vorn sorgte für keinerlei Feuchtigkeit im Inneren.

Der Stromverbrauch lag danach irgendwo zwischen 50% und 70% je Akku (sie sind beide unterschiedlich alt und daher nicht im gleichen Zustand). Sicher nicht ideal, aber bei den zu erbringenden Leistungen auch kein Problem. Der Stromverbrauch liegt damit rechnerisch bei ungefähr 1,5 - 2 Ampere.

Trotz der zeitweise kräftigen Böen blieb auch der Mast mit Stützsegel an Bord. Die Krängung die dabei entsteht ist kaum der Rede wert. Viel interessanter war der Effekt, dass „Miss Daisy“ damit absolut parallel zu den Wellen trieb, d.h. die Fläche des Aufbaus und die des Segels führen zu einem ausgewogenen Treiben quer vor dem Wind, sodass die Hummerkörbe wunderbar im Lee des Bootes aufgenommen werden können, ohne dass dem Skipper dabei die Wellen ins Gesicht klatschen. Ich weiß nicht, ob das bei den Originalen auch so gedacht ist, aber ich finde dieses Verhalten des Bootes absolut schlüssig.







Die Hummerfallen


Die Hummerfallen hatte ich bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt angefertigt, da ich damit diverse Trocknungszeiten überbrücken konnte. Über Hummerfallen könnte man vermutlich ein ganzes Buch schreiben. Wenn man im Netz recherchiert findet man zahlreiche Anleitungen und Beschreibungen. Form und Größe sind dabei genauso vielfältig wie die Boote. Es gibt halbrunde und quaderförmige Holzkörbe, Körbe mit Netzen bespannt, ebenfalls in unterschiedlichen Formen. Heute werden wohl überwiegend quaderförmige Drahtkörbe verwendet, da sie am robustesten sind und sich am besten stapeln lassen.

Laut Plan sind zwei Holzkörbe mit einem halbkreisförmigen Querschnitt vorgesehen. Dabei hatte ich zunächst festgestellt, dass hier relativ große Fallen mit ca. 44 Inch Länge vorgesehen sind, was im Modell eine 70mm lange Falle ergibt. Nach einiger Recherche bin ich bei dieser Fallenart auf mehrere Zeichnungen gestoßen, die aber lediglich eine Länge von 32 Inch angeben, sodass ich mich daran orientierte. Außerdem hat mein Skipper ein leichtes Rückenleiden ;-), sodass kleinere Fallen ja auch weniger Gewicht bedeuten. Im Maßstab 1:16 ergibt das dann eine Falle mit 50mm Länge, sodass ich die Zeichnung auf dem Kopierer entsprechend verkleinert habe. Auch habe ich die Konstruktion anhand von Fotos etwas verändert.

Die Falle besteht dabei aus zwei Kammern, einem Einstieg, dem „Parlor“ und dem „Kitchen“, der Teil in dem der Köder liegt. Der Zugang ins Kitchen erfolgt mit einem trichterförmigen Netz, was ich mit entsprechendem Netzstoff angedeutet habe, ebenso den Eingangsbereich mit einem Ring. Das war echter Fummelkram. Dagegen ist dann das Anbringen der schmalen Leisten ein Kinderspiel gewesen.

Nun ging es an die Serienfertigung, wobei ich 7 Fallen an Bord darstellen wollte. Dazu habe ich erst einmal zahlreiche Leisten unterschiedlicher Dimensionen grau gebeizt, um dem Holz ein verwittertes Aussehen zu verschaffen. Dann wurde alles zugeschnitten und ich begann mit dem Zusammenbau. Die halbrunden Leisten habe ich in heißem Wasser eingelegt und anschließend über Nacht um ein passendes Röhrchen gewickelt. Die Ausschussquote war dabei relativ hoch, da doch viele Leisten trotz des wässerns gebrochen sind.

Die „Nägel“ habe ich dargestellt indem ich einfach mit einem kleinen Körner Vertiefungen ins Holz gedrückt und dann mit einem sehr feinen Pinsel etwas stark verdünnte braune Farbe als Rost aufgetupft habe. Ich finde das sieht recht überzeugend aus. Eine Behandlung mit Klarlack o.ä. erfolgte ganz bewusst nicht.







Die Bojen

Auch die Bojen sind so vielfältig wie die Boote selbst, sowohl in Form und Farbe. Neben der größeren Pickup-Boje gibt es noch kleine Bojen, Toggle genannt. Für die Pickup-Bojen gibt es 3 vorgefertigte Teile im Bausatz, was mir etwas zu wenig war. Also habe ich aus einem entsprechenden Buchenrundstab weitere gefertigt. Aus Ermangelung einer Drechselbank bzw. einer Bohrmaschine mit passendem Futter habe ich einen Anspitzer für dicke Buntstifte verwendet. Das ging ganz gut und staubt auch nicht so. Die Bojen wurden ohne Grundierung bemalt. Ich entschied mich, quasi als Farbtupfer, für Farben, die sonst am Modell nicht vorkommen. Der grüne untere Teil wurde freihändig aufgemalt, also ohne Abklebeband, so wie es wohl bei den Originalen auch eher praktiziert werden dürfte. Jedoch habe ich die Trennlinie vorher mit einem Bleistift aufgezeichnet, indem ich die Boje in eine passende Kreisschablone steckte. Später erfolgte noch eine Alterung.





Schlussbetrachtung

Mir hat der Bau dieses Modells sehr viel Spaß bereitet. Ist es doch ein Bootstyp der bei uns nicht allzu oft zu sehen ist. Der alte Baukasten musste sich in Bezug auf den Bastelspaß nicht unbedingt hinter heutigen Konstruktionen verstecken. Allerdings muss gesagt werden, dass es doch deutlich an Präzision fehlt und auch die etwas eigenwillige, frei fliegende Rumpfkonstruktion führt nicht unbedingt zu einem geraden Rumpf, wenn man nicht aufpasst. Besonders viel Spaß gemacht hat mir die freie Gestaltung indem ich gewissermaßen mein Boot gebaut habe und ich mich nicht sklavisch an irgendwelche Vorgaben eines Originals halten musste. Nach 8 Jahren Bauzeit an der Calypso, die im Prinzip das genaue Gegenteil war, war das dadurch sehr entspannend.

 

Aufgrund der handlichen Abmessungen ist meine „Miss Daisy“ ein Immer-dabei-Boot, welches außerdem einfach viel Spaß macht. Das hätte ich selbst nicht gedacht, dass mir ein so einfaches Motor-Boot im Fahrbetrieb so viel Freude bereitet.