Maßstab:
1:11
Länge
ü.a.:
1040 mm Breite:
270 mm
Höhe Mast ü. Deck: 1365 mm
Segelfläche ca.: 41,5
qdm
Gesamtgewicht:
6,4 kg
Im
Herbst 2010 bin ich eher zufällig bei ebay über einen jungfräulichen
Baukasten der OPTIMIST von Graupner gestoßen. Als ich damals auf meinem
Rechner die Bilder das erste Mal sah und die Beschreibung las, konnte
ich kaum glauben was ich da entdeckt hatte. Gehörte die OPTIMIST doch
irgendwie zu den Traumschiffen meiner Jugend, doch fehlte damals, wie
so häufig, das Geld um sich diesen Traum zu erfüllen. Es vergingen ein
paar Tage und letztendlich hatte ich das Glück der Höchstbietende zu
sein, noch dazu für einen relativ günstigen Preis von nicht ganz 260
Euro.
Eine Woche später kam der gut verpackte Bausatz bei mir an. Äußerlich
sah der Karton zwar schon etwas mitgenommen aus, aber als ich ihn
öffnete, hatte ich den Eindruck er hätte erst gestern das Werk
verlassen. Der typische „Baukasten-Geruch“ drang in meine Nase. Alle
Kunststoffteile waren schneeweiß und elastisch, ein Zeichen dafür, dass
alles über die Jahre gut verpackt geblieben ist. Einige Holzteile waren
zwar aus ihren Trägerplatten herausgefallen, aber sie waren nicht
verzogen und unbeschädigt. Insgesamt war soweit alles vollständig, auch
der schwere Eisenkiel war mit dabei. Lediglich die Segel waren ziemlich
verknittert und nicht mehr zu gebrauchen. Im Baukasten lag übrigens
noch ein Neuheitenprospekt von 1972!
Das einzige was nun noch fehlte war der Beschlagsatz. Aber auch diesen
konnte ich auf Anfrage bei Graupner noch erhalten, d.h. genauer gesagt
handelte es sich um die Saling und den Nockbeschlag und der Rest war
Beigabe. Es fehlten zwar einige Teile wie z.B. das Großbaumlager, aber
dafür waren jede Menge brauchbare Kleinteile enthalten. Nun konnte es
also losgehen!
Auf dieser Seite möchte ich insbesondere auf einige konstruktive
Besonderheiten dieses Modells eingehen, da sicher auch noch zahlreiche
restaurationsbedürftige Modelle auf diversen Dachböden oder in dunklen
Kellern darauf warten wiedererweckt zu werden, so dass es für den
Restaurationswilligen vielleicht ganz hilfreich ist, zu wissen, wie
manches aufgebaut ist bzw. wo die Schwachstellen liegen.
Der Rumpf
Der Rumpf, wie auch die anderen tiefgezogenen Kunststoffteile, sind von
ihrer Materialstärke gut dimensioniert. Im Schnitt dürfte die
Materialstärke bei ca. 1mm liegen. Der Rumpf hatte im Bereich zwischen
Kiel und Ruder zwar ein paar Dellen, diese ließen sich aber mit wenig
Aufwand herausschleifen. Bei der Gelegenheit habe ich den relativ
runden Vorsteven etwas modifiziert indem ich zunächst eine
ABS-Dreikantleiste aufklebte, anschließend alles verspachtelte und
verschliff, bis eine schöne scharfe Kante entstand.
Rumpf und Deck stellen eine relativ aufwändige Konstruktion dar.
Zunächst erhält der Rumpf zwei Spanten, die aus jeweils zwei Teilen aus
1,5mm Sperrholz zusammengeklebt werden sollen. Warum man das so
umständlich gemacht hat, führe ich auf die damaligen
Herstellungsprozesse zurück. So wurden die Holzteile damals überwiegend
gestanzt, was bei 3mm dickem Sperrholz schon schwierig wird. Da mich
diese Konstruktion aber nicht besonders überzeugte, habe ich die
Spanten aus 5mm dickem und 10fach verleimten Sperrholz neu hergestellt.
Anschließend erfolgt die Herstellung eines Unterdecks aus Hartbalsa. Da
es wohl schwierig ist eine so große Balsaplatte verzugsfrei
herzustellen, die dann auch noch ein zusammenhängendes Teil bleibt,
wird dieses Unterdeck aus mehreren Teilen wie eine Art Puzzle
zusammengesetzt, mit Unterzügen und kleinen Decksbalken für das
eigentliche Sichtdeck versehen, und anschließend in den Rumpf geklebt.
Auf dieses Unterdeck wird dann der Kajütaufbau geklebt und danach dann
das Sichtdeck aus 1mm Sperrholz mit den aufgedruckten Planken. Alles in
allem eine sehr umständliche Konstruktion, die zwar nicht sonderlich
elegant erscheint, aber ausgesprochen gut funktioniert und auch sehr
stabil ist.
Das Einkleben der großen Decksteile habe ich übrigens mit G4
vorgenommen. Eigentlich ein Einkomponentenharz zur Versiegelung von
u.a. Holz, eignet es sich auch sehr gut zum Kleben, insbesondere, wenn
man lange Topfzeiten benötigt.
Nachdem das Sichtdeck mit den aufgedruckten Decksplanken aufgeklebt
war, musste noch das Heck abgetrennt und der Spiegel separat angeklebt
werden. Laut Anleitung sollte dieser aus einem vorgestanzten
Sperrholzteil einfach stumpf angeklebt werden. Das klang nicht nach
einer besonders haltbaren Konstruktion und bei vielen älteren Modellen
sieht man, wie sich der Heckspiegel ablöste. Ich habe daher erst einmal
eine Klebeverstärkung in den Rumpf geklebt und anschließend eine
passende Platte aus 1mm dickem ABS aufgeklebt. Die richtige Krümmung
erhält der Spiegel durch den Verlauf des Decks in diesem Bereich.
Anschließend konnte alles sauber verschliffen werden.
Der Kajütaufbau
war übrigens auch einer der Schwachpunkte dieses Modells. So steht der
Mast praktisch im vorderen Drittel mitten auf dem Dach des
Kajütaufbaus, d.h. genauer gesagt, geht er durch das Dach hindurch. Um
nun also ins Innere zu gelangen wäre es immer zuerst erforderlich den
Mast zu demontieren um dann das Dach abnehmen zu können. Ein weiterer
Nachteil dieser Konstruktion ist, dass der Aufbau im Bereich des
Mastfußes zu weich ist und dieser dadurch nicht stabil genug steht. Da
mir diese Konstruktion nicht gefiel habe ich lediglich den hinteren
Teil des Daches abgetrennt. Die Öffnung die man damit erhält ist immer
noch ausreichend groß um gut ins Innere zu gelangen. Im Bereich des
Mastdurchbruches habe ich den Aufbau im Inneren mit Spanten zusätzlich
verstärkt. Dadurch konnte ich zwar die Fenster nicht ausschneiden und
verglasen, da der hintere Spant genau im Bereich des vorderen Fensters
liegt, aber die Stabilität war mir an dieser Stelle wichtiger.
Die vorgesehene „Befestigung“ des Aufbaudaches sollte laut Plan dadurch
erfolgen, dass außen eine Beschichtung aus Mahagonfurnier aufgeklebt
wurde, die oben etwas über die Kunststoffkante herüber stehen sollte
und innen ein Pendant aus einem Streifen Sperrholz bekam. Zwischen
diesen beiden Holzstreifen wurde also das Dach „gesichert“. Lediglich
die Tatsache, dass der Mast mitten durch das Dach ging, sollte wohl den
endgültigen Verlust verhindern. Spritzwasserdicht sieht sicher anders
aus. Hier habe ich bisher aber nur wenige Bausätze gesehen, bei denen
dieses Problem zufriedenstellend gelöst wurde. Mein abnehmbarer Teil
des Daches bekam einen umlaufenden Süllrand aus ABS-Streifen, der so
konstruiert ist, dass Spritzwasser nicht in den Rumpf laufen kann.
Der Kiel
Der Kiel bzw. dessen Befestigung war ein weiterer Schwachpunkt der
OPTIMIST. Dieser ca. 3,5 kg schwere Brocken aus Gusseisen bedurfte
schon einer gewissen Aufmerksamkeit. So war hier zwar ein 10mm
Gewindebolzen und eine entsprechende Verstärkung im Rumpfinneren
vorgesehen, wenn man aber zwischen Kiel und Rumpf ein Distanzstück aus
zwei weichen ABS-Halbschalen setzt, die auch einfach nur stumpf
aufeinander geklebt werden sollten, dann fragt man sich natürlich
schon, was sich der Konstrukteur dabei gedacht hat? So konnte man in
der Folge bei vielen OPTIMIST-Modellen sehen, wie sich hier mit der
Zeit ein Riss auftat, mit unschönen Folgen, wie z.B. Rostentwicklung
etc.
Den genauen Zweck dieses ABS-Distanzstückes kann ich mir nur so
erklären, dass man damit versuchen wollte, denn Schwerpunkt etwas
tiefer zu bekommen, ohne das Gewicht zu erhöhen. Andererseits erhält
man durch dieses Distanzstück aber wieder einen Auftriebskörper an
ungünstiger Stelle.
Da ich davon ausging, dass hier doch einige Kräfte am Werk sind, habe
ich die Halbschalen von innen entsprechend verstärkt. Jedoch scheiterte
mein Versuch, diese „einfach“ mit G4 auszugießen. Ich hatte die
Wärmeentwicklung beim Aushärten schlicht unterschätzt, und so lagen am
nächsten Morgen zwei völlig deformierte Halbschalen vor mir.
Glücklicherweise war aber alles noch weich und nicht ausgehärtet, so
dass ich alles herauskratzen und wieder zurechtbiegen konnte. Es
erfolgte der Einbau von Versteifungen aus Holz und einem Messingrohr,
welches später den Gewindebolzen aufnehmen sollte. Dieses Rohr ist
dabei so lang, dass es auch durch das Kielbrett im Rumpf reicht.
Verklebt wurde dann alles mit Stabilit Express und der Kiel mehrfach
mit G4 gestrichen, um die raue Oberfläche zu glätten und das Metall zu
versiegeln.
Das Ruder
Das Ruder sollte ähnlich unprofessionell wie der Kiel befestigt werden.
Die Ruderhacke und das Ruderblatt selbst werden jeweils aus
ABS-Halbschalen zusammengebaut, was zunächst aufgrund der Sondermaße ja
auch noch akzeptabel ist. Auch die Tatsache, dass das Ruderblatt mit
einem Messingstifft auf der Achse gesichert wird, damit nach Entfernung
des Stiftes die Achse nach oben herausgezogen werden kann, sind noch zu
verkraften. Dass aber die Ruderhacke einfach nur stumpf an den Rumpf
geklebt wird und das „Gegenlager“ der Ruderachse, einfach ein Loch in
diesem Hohlkörper ist, der dann mit Wasser volläuft, erweckten bei mir
nicht den Eindruck, dass hier ein fahrtüchtiges Modell entstehen soll.
Ich habe daher ein Gegenlager aus einem Stück Messingrohr angefertigt,
welches unten verschlossen ist und in die Ruderhacke eingeklebt. Die
Ruderhacke selbst erhielt eine Füllung aus 3mm dickem ABS, welche eine
Verlängerung durch den Rumpf hindurch nach oben erhielt, an dem dann
der Ruderkoker angeklebt werden konnte. Durch weitere Abstützungen des
Ruderkokers im Rumpfinneren ergab sich damit eine stabile Aufhängung
der Ruderhacke und des Ruders.
Das Deck
Zunächst werden die Plicht und die Verkleidung des Aufbaus aus 1mm
Mahagonifurnier erstellt. Die Teile passen ganz gut, sind aber sehr
zerbrechlich. Bei der Plicht hab ich daher den Boden mit 1mm Sperrholz
unterfüttert. Dies letztendlich aber auch aus dem Grund, da ich den
Boden mit einzelnen Planken versehen habe. An dieser Stelle musste ich
auch eine Entscheidung treffen. Wollte ich die OPTMIST so
originalgetreu wie möglich nachbauen oder meine eigene Yacht erstellen?
Da ich zu wenig Originalfotos hatte, entschied ich mich für meine
persönliche Ausgestaltung, wobei ich mich hier nur auf einige Details
beschränken möchte. So wurden die dunklen Flächen des Mahagonis etwas
aufgelockert mit einigen eingelegten Planken, mit denen ich dann auch
das komplette Deck belegen wollte. Ich denke in diesem Maßstab sieht
ein Deck aus „richtigen“ Planken einfach besser aus. Beplankt wurde mit
1mm Tanganjikaleisten, sowie Mahagonileisten für die Rand- und
Königsplanken. Die Kalfaterung erfolgte mit Kunststoffstreifen aus
einem Plastikschnellhefter. Die Randplanken mittschiffs mussten
aufgrund der starken Krümmung aus einer entsprechenden Furnierplatte
direkt in ihrer endgültigen Form ausgesägt werden, da ein Biegen trotz
ausführlicher Wässerung nicht möglich war.
Die Luke zur Ruderanlenkung erhielt von mir eine komplette
Unterkonstruktion aus 1 mm ABS, ebenso die Einfassung der Öffnung.
Dadurch ist es in der Handhabung deutlich stabiler.
Der Mast
Der Mast ist ein echtes Schmankerl aus formgefrästen Kiefernleisten.
Dieser Mast mit angeformter Keep besteht im wesentlichen aus vier
formgefrästen Holzleisten. Dadurch ergibt sich sowohl eine Teilung in
zwei Hälften links und rechts, aber auch in zwei Hälften oben und
unten, wobei eine Überlappung von ca. 20cm existiert und zusätzlich als
Montagehilfe eine Vierkantleiste im Inneren eingeklebt wird. Dadurch
entsteht auf Anhieb ein gerader und stabiler profilierter Holzmast mit
eingearbeiteter Keep. Einfach erstklassig! Auch nach 40 Jahren
Lagerungszeit der Hölzer war alles noch wunderbar gerade! Im Nachhinein
kam mir der Gedanke, dass man die Vierkantleiste im Inneren durch ein
Exemplar aus Carbon hätte ersetzen können, was die Steifigkeit des
Mastes weiter erhöhen würde.
Im unteren Bereich des Mastes bis auf Höhe des Großbaumlagers habe ich,
in erster Linie aus optischen Gründen, die Keep verschlossen. Positiver
Nebeneffekt ist eine bessere Befestigung der Mastbeschläge da man mehr
„Fleisch“ an dieser Stelle hat. Außerdem kann kein Wasser in der Keep
ins Innere herunterlaufen.
Der Mastfuß wird auf dem Kielbrett in einem T-Profil gelagert. In der
graupnerschen Ausführung handelt es sich lediglich um ein
Kunststoffprofil, was aber in meinem Beschlagsatz nicht mehr vorhanden
war, so dass Selbstbau angesagt war. Aus Ermangelung eines passenden
T-Profils habe ich von einem vorhandenen Messing-H-Profil eine Seite
abgeschnitten und es entsprechend dem Original angefertigt. In
Abständen von 6-7mm sind Vertiefungen eingefeilt in die ein
Messingstift greift, welcher quer im Mastfuss sitzt. Der Mastfuss wurde
anschließend mit Messing beschlagen, damit der Mast einen sauberen
Abschluss erhält und das Holz nicht beschädigt wird.
Der Mastkopf musste ebenfalls selbst hergestellt werden. Ein
trapezförmiges Teil aus 1mm Messingblech erhielt einige Bohrungen für
die spätere Befestigung der Stage und Umlenkrollen für Fock und Groß.
Dieses Teil wurde in einen Schlitz des Mastkopfes eingesetzt.
Abschließend wurde noch eine „Kappe“ als Abschluss angefertigt. Die
übrigen Anschlagpunkte für die Wanten sind fertige Kaufteile und
mussten nur angeschraubt werden.
Die Saling, die zwar ein optischer Leckerbissen ist, konnte in Sachen
Stabilität leider nicht überzeugen. Die beiden Salingausleger sind
einfach nur in entsprechende Löcher des Befestigungsbleches gelötet,
gehen also nicht durch den Mast. Dadurch ist die ganze Angelegenheit
doch etwas „weich“ geraten. Sieht aber einfach unschlagbar gut aus.
Das Großbaumlager war durchaus etwas besonderes. Durch lösen einer
Arretierung konnte das Großbaumlager ausgehängt und der Großbaum konnte
um seine Längsachse gedreht werden. Dadurch war es möglich das
Großsegel zu reffen. Für ein Baukastensegelboot sicher eine
Besonderheit. Mit den relativ weichen Nylonsegeln war das durchaus auch
vertretbar. Mit den heutigen Segelmaterialien sollte man das besser
nicht machen. Leider fehlte das Großbaumlager in meinem Beschlagsatz,
aber ich konnte ein passendes Teil für wenig Geld bei Stockmaritim
erwerben, welches nahezu die gleichen Maße hat. Im Großbaum wurde als
Gegenlager ein Teil einer alten Schreibtischlampe eingebaut.
Der Großbaum selbst besteht ebenso wie der Mast aus profilgefrästen
Hälften. Nach dem Zusammenkleben hat auch der Großbaum eine Keep und
einen ovalen Querschnitt. Da ich ein anderes Segel verwenden wollte und
dieses auch anders befestigen wollte, benötigte ich die Keep nicht und
habe sie mit einem Rundholz und einer passenden Leiste geschlossen.
Die Enden von Fock- und Großbaum wollte ich nicht wie vorgesehen
einfach rund schleifen bzw. wollte ich nicht die Kunststoffnock für den
Großbaum verwenden. Der Nockbeschlag war ebenfalls drehbar gelagert, um
die oben beschriebene Reffmöglichkeit umzusetzen. Es war also wieder
Eigenbau angesagt. Aus passenden Rohrabschnitten, die im Schraubstock
den korrekten ovalen Querschnitt erhielten und entsprechend ausgesägten
Endstücken, habe ich die Nockbeschläge zusammengelötet. Die Teile
wurden abschließend sauber verschliffen, aufpoliert und vernickelt.
Beim Trimmen des Riggs zeigte sich leider, dass mit den
Wanten und der Saling
keine optimale Trimmung des Mastes möglich war. Da ich profilierte
Segel habe, sollte der Mast möglichst gerade sein, für die
Baukastensegel wäre ein leicht gebogener Mast von Vorteil, um so ein
Profil in das Großsegel zu bekommen. Da die Saling jedoch leicht nach
vorne gepfeilt ist führt ein Spannen der Oberwanten dazu, dass der Mast
sich nach hinten durchbiegt. Die Unterwanten sind so an der Saling
angeschlagen, dass sie den Mast hier ebenfalls nach hinten durchbiegen.
Es ist mir nicht gelungen, dies mit Hilfe des Achterstags zu
korrigieren. Hier musste ich mich Stück für Stück herantasten um einen
geraden Mast zu erhalten.
Die Segel
Die Segel aus Nylontuch waren, wie schon erwähnt, nicht wirklich
brauchbar. Während die Fock noch recht gut aussah, hatte das Großsegel
diverse Falten und Flecken. Ein Versuch mit einem nassen Tuch und
Bügeleisen ergab leider keine Verbesserung des Zustandes. Ich überlegte
zunächst neue Segel aus Icarex herzustellen, aber so richtig konnte ich
mich mit diesem Material, welches ich für meine Regattaboote durchaus
gerne einsetze, nicht anfreunden.
Ich nahm also Kontakt mit der Segelmacherei Latsch auf. Einige Mails
später war alles geklärt und eine Satz Segel beauftragt. Einige Wochen
später kam ein Paket mit der Post und zum Vorschein kamen zwei
wunderbare Segel mit eingearbeitetem Profil, die ich in dieser Qualität
nie hinbekommen hätte. Mit dieser Segelgarderobe konnte ich mich also
getrost am See blicken lassen.
Fernsteuerung
Die Segelsteuerung welche laut Plan vorgesehen war, ist leider etwas
gewöhnungsbedürftig. Obwohl auch die damaligen Segelwinden über
Doppeltrommeln verfügten, kam hier das Prinzip der Umlaufschot nicht
zum Tragen. Beide Schoten wurden direkt auf- und abgewickelt. Damit es
unter Deck kein Wuhling gab, wurde mit Hilfe eines Gummifadens alles
schön straff gehalten (der dem Baukasten beiliegende Gummifaden war
übrigens noch elastisch!). Das hat mich aber nicht wirklich überzeugt
und ich habe eine entsprechende Umlaufschot eingebaut, die im Heck
neben dem Ruderkoker ihre Umlenkung hat. Um die Umlaufschot schön
straff zu halten habe ich eine Konstruktion mit einer Druckfeder
angefertigt wie sie auf den Fotos zu sehen ist.
Die Schoten sollen dann, wenn es nach dem Konstrukteur geht, übrigens
direkt durch das Material geführt werden (!). Während es bei der
Fockschot noch das Kunststoffdach ist (welches wohlgemerkt abnehmbar
war!), ist es bei der Großschot das fragile Mahagonifurnier. Beides ist
sicher keine gute Lösung die dauerhaften Segelspaß verspricht. Ich habe
daher Schotdurchführungen aus Kunststoff verbaut.
Details
Anschließend ging es an die Endausrüstung mit zahlreichen Details.
Begonnen habe ich in der Plicht mit der Ruderpinne. Das Kunststoffteil
des Beschlagsatzes wollte ich auf keinen Fall verwenden. Ich habe daher
drei 1mm dicke Mahagonileisten über einen entsprechenden Klotz
praktisch formverleimt. Anschließend wurde die Pinne in Form
geschliffen und mit meinem Streifen Alublech an einem Stellring
befestigt, mit dem wiederum die Pinne an der Ruderachse angebracht
werden kann.
Der „Traveller“ des Bausatzes war ursprünglich lediglich ein 3mm dicker
vernickelter Messingrundstab. In der Mitte sollte als Umlenkung einfach
ein Drahtbügel mit einer Umlenkrolle angebracht werden. Das
funktioniert zwar, ist optisch dann aber doch sehr spartanisch. Ich
habe für meinen Traveller zunächst eine Schablone aus Sperrholz
angefertigt und dann aus 3mm dickem Alublech den eigentlichen Traveller
ausgesägt, denn schließlich muss dieses Teil doch einige Kräfte
aufnehmen. In der Mitte befindet sich eine Bohrung zur Aufnahme eines
Augbolzen bzw. einer Umlenkrolle. Die später sichtbare Travellerschiene
bekam nun in regelmäßigen Abständen kleine Bohrungen und bekam mit
Feile und Schleifpapier eine saubere Oberfläche. Abschließend wurden
die Seiten mit Mahagonifurnier beplankt und die gesamte Konstruktion
mit zwei kleinen Schrauben in der Plicht befestigt.
Unter Deck wurden an dieser Stelle entsprechende Verstärkungen
angebracht. Diese Konstruktion sieht nun erheblich besser aus.
Weiterhin bekam die Plicht ein paar Winschen verpasst. Die Podeste sind
Formklötze aus Holz bzw. Rohrabschnitte, die mit Furnier beplankt
wurden. Die eigentlichen Winschen sind fertige Aludrehteile von
Graupner. Da diese eigentlich schwarz brüniert sind, machte ich mir die
Mühe und schliff die Teile blank.
Abschließend wurden noch einige Klampen montiert. Hier wollte ich
ebenfalls nicht die Fertigteile aus Kunststoff verwenden. Also habe ich
versucht aus 3mm dicken Mahagonileisten, diese Teile herauszuarbeiten.
Insgesamt habe ich 10 Klampen angefertigt, von denen dann aber doch nur
7 verwendet wurden, denn die beiden Klampen auf Deck habe ich aus dem
bereits oben erwähnten Aluminiumblech herausgearbeitet.
Ebenso wurden die 4 Lippen an Bug und Heck aus diesem Material
gefertigt. Dies geschah ohne aufwändigen Maschinenpark, sondern in
erster Linie in Handarbeit. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.
Das Kajütdach bekam nun noch seine Handläufe. Auch hier habe ich
anstelle der Kunststoffteile, die in meinem Beschlagsatz ohnehin
fehlten, Eigenanfertigungen aus Mahagoniholz montiert. Mahagoni zu
bearbeiten ist leider ein ziemlicher Graus. Das Holz ist sehr hart und
spröde, was leider immer wieder dazu führt, das kleinste Ecken
abbrechen. Das geschieht bevorzugt dann, wenn das Teil nahezu fertig
ist. Hier ist also einiges in der Tonne gelandet. Da ich das Kajütdach
ja nur im hinteren Teil abnehmbar gebaut habe, mussten die Handläufe
geteilt werden. Damit die Teilung an einem der Füsse möglich ist,
musste die Position um ca. 1,5 cm versetzt werden.
Auf den Originalfotos konnte man am Ende des Aufbaudaches Lüfter
erkennen. Ich habe dazu halbwegs passende Fertigteile verwendet, die
noch ein passendes Podest bekamen und einen „Käfig“, mit dem verhindert
werden soll, dass sich die Schoten hier verfangen.
Nun ging es an die Reling. An den Seiten werden fertige Relingstützen
verwendet, als Durchzüge kam hochelastischer Gummifaden zum Einsatz.
Wenn man hier mal hängen bleibt, reißt man nicht die halbe Reling ab.
Für Bug- und Heckkorb liegen dem Beschlagsatz fertig gebogene Teile aus
vernickeltem Messingrohr bei. In meinem Fall waren dies jedoch nur noch
zwei Teile des Heckkorbes. Also war wieder Eigenbau angesagt. Aus 2mm
Messingrohr wurden anhand der Detailzeichnungen des Planes die Teile
zurechtgebogen und verlötet. Das ganze ging ohne Probleme von der Hand.
Zum Schluss werden die Lötstellen sauber verputzt und der gesamte Bug-
und Heckkorb mit Hilfe der Dremel auf Hochglanz poliert. Dies ist
wichtig, um beim anschließenden Vernickeln ein gutes Ergebnis zu
erhalten. Ich vernickelte die Teile selbst. Ich habe mir vor einiger
Zeit bei Conrad ein kleines Galvanisierset gekauft. Mit dem
entsprechendem Elektrolyten und einem passendem Netzteil, werden die
Teile dann im Tauchverfahren vernickelt. Das Verfahren ist nicht
sonderlich kompliziert und führt zu ansprechenden Ergebnissen. Die
Dicke der vernickelten Schicht kann zwar nicht mit denen der fertigen
Relingstützen mithalten, aber dennoch kann sich das Ergebnis sehen
lassen.
Nun bekam das Heck noch einen passenden Flaggenstock, der im Bausatz
leider nicht vorgesehen ist. Dieser wurde aus einem passenden Rundholz
angefertigt. Der Fuß aus Messingrohr (ebenfalls vernickelt) ist dabei
so konstruiert, dass der Flaggenstock zum Transport abgenommen werden
kann. Die Flagge ist ein Fertigteil aus Seide, welches dadurch sehr
echt wirkt.
Lackierung
Nachdem etwa zweieinhalb Jahre ins Land gegangen waren, ging es nun ans
Lackieren. Dieser Arbeitsgang gehört nicht unbedingt zu meinen
Lieblingsbeschäftigungen, denn hier kann man einiges versauen. Zunächst
wurden sämtliche Holzteile mit sechs bis sieben Schichten seidenmattem
Parkettlack gestrichen. Die Holzteile habe ich zuerst gestrichen, damit
eventuell fehl gelaufene Farbe besser entfernt werden kann. Graupner
hat für das Unterwasserschiff ein Kupferpulver dem Baukasten beigefügt,
welches man in einen Klarlack mischen soll. Dieses Verfahren überzeugte
mich nicht, da ich befürchte hiermit keinen gleichmäßigen Lackauftrag
hinzubekommen. Außerdem wollte ich gerne einen Farbton, der etwas mehr
in Kontrast zu den Holztönen steht. Da ich nichts passendes in den
diversen Baumärkten fand, mischte ich mir selbst eine Art Graublau in
seidenmatt. Der Wasserpass ist Ferrari-Rot (!), das Überwasserschiff
klassisch weiß, beides hochglänzend. Abschließend wurden sämtliche
Mahagoniteile mit einem hochglänzenden Klarlack gestrichen, was die
Wirkung dieses Holzes noch einmal verstärkt und in Kombination mit den
matten Decksteilen einen schönen Kontrast ergibt.
Lackiert wurde wie bei mir üblich mit dem Pinsel. Hier habe ich bei
Conrad für wenig Geld sehr gut Pinsel ausfindig gemacht, die auch eine
mehrmalige Verwendung zuließen. Nach dem Reinigen mit Verdünnung habe
ich den Pinsel zusätzlich mit Spülmittel gereinigt und anschließend
gefönt. Das ergab ein lockeres Haar, welches einen mehrmaligen Einsatz
problemlos zuließ.
Segeln! Nach fast drei Jahren Bauzeit konnte es dann endlich im Herbst
2013 zur ersten Probefahrt gehen. Diese fand - schon fast traditionell
bei mir - bei weniger gut geeigneten Wetterbedingungen statt, d.h. es
blies ganz ordentlich mit Windstärke 3, in Böen auch 4. Für ein Modell
von dem man noch nicht weiß wie es sich verhält und was es verträgt,
war es für meinen Geschmack etwas zu viel. Aber nun war es an der Zeit,
dass der OPTIMIST ins Wasser kommt.
Um es kurz zu machen, die ersten Schläge waren völlig unbefriedigend.
Aufgrund mangelnder Erfahrung mit einer Stagfock, wehte diese zu weit
aus, da der Niederholer fehlte. Wenden war damit kaum noch möglich.
Also wurde der Niederholer erst einmal provisorisch geknüpft.
Zwischenzeitlich wurde er entsprechend des Planes montiert, aber
wirklich befriedigend ist diese Konstruktion nicht. Spannt man diesen
Niederholer so, dass die Fock für meinen Geschmack halbewegs ordentlich
steht, wird das Vorstag nach vorne durchgedrückt. In der Folge gilt es
also einen Kompromiss zu finden. Hier habe ich noch keine wirklich
befriedigende Lösung gefunden.
Und wie segelt sie nun? Nun ja, ich muss gestehen, dass sich die
Begeisterung bei mir etwas in Grenzen hält. Irgendwie wirkt es immer
ein wenig gequält und angestrengt. Schon bei wenig Wind um 2 Bft wird
der Bug deutlich nach unten gedrückt, was ich auf den relativ weit vorn
stehenden Mast zurückführe. Schaut man sich die Linien des Rumpfes von
der Seite an, so hatte ich hier zunächst auch die Vermutung, dass sie
bei Welle recht sanft eintauchen müsste und sich dadurch vielleicht
nicht so leicht feststampft, aber leider ist eher das Gegenteil der
Fall, vielleicht weil der Druck auf den Bug zu hoch ist und die
Wasserlinienlänge dann doch recht kurz ist.
Nimmt der Wind zu, erreicht sie recht zügig ihre Rumpfgeschwindigkeit
und es entsteht eine ordentliche Bugwelle und ein tiefes Wellental in
Rumpfmitte. Das erinnert wenig an eine elegante Yacht und hat so gar
nichts mit dem sanften Dahingleiten zu tun, wie ich es z.B. von meiner
Saphir kenne, sondern es erinnert eher an einen Hafenschlepper. Hier
wird also sehr viel Energie in die Entstehung von Wellen gesteckt. Und
während eine moderne Konstruktion, wie z.B. die Saphir, bei bestimmten
Bedingungen eine Tendenz zum Surfen zeigt, kann ein Rumpf wie der der
OPTIMIST seinem Wellensystem nicht entfliehen.
Bei Kursen am Wind führt der recht breite Rumpf dann dazu, dass sie
eine wenig elegante Haltung im Wasser annimmt. Der Bug taucht ab, das
Heck kommt hoch. Hier kann man dann von Glück reden, dass der Rumpf des
Modells gegenüber dem Original schmaler und tiefer gestaltet wurde,
sonst sähe es wohl noch schlechter aus. Hinzu kommt, dass sie auch
recht viel Wasser übernimmt.
Anfangs überlegte ich ein Lenzrohr in die Plicht einzubauen. Da dieses
aber im Bereich des Ruderservos liegen würde, befürchtete ich, dass es
stören könnte und ließ es weg. Außerdem, dachte ich, ist der tiefe
Bereich der Plicht relativ weit von der Deckskante entfernt. Aber hier
habe ich mich vollkommen verschätzt, und so wird die Plicht bei
entsprechenden Wetterbedingungen zum Pool, was nicht besonders gut
aussieht. Vor dem Wind ist auch der Geradeauslauf etwas unbefriedigend.
Sie liegt dabei relativ nervös auf dem Ruder und bricht dann manchmal
ganz plötzlich zur Seite aus. Ich führe diese auf den relativ dicken
Kiel zurück, der keine ausreichende Führung entwickelt, im Gegensatz zu
einem Flossenkiel, und den kurzen Abstand zwischen Kiel und Ruder, der
bei moderneren Yachten meist größer ist, da das Ruder am äußersten
Rumpfende sitzt.
Alles in allem ist die OPTIMIST also eher ein Modell für das gemütliche
Sonntagnachmittagssegeln, bei Winden um max. 2 Bft mit geringer
Wellenentwicklung. Hier macht Sie dann auch sehr viel Spaß und ich
erfreue mich in erster Linie an der wunderschönen Optik dieses Bootes,
die sich wohltuend von dem Plastikeinerlei der meisten modernen Boote
abhebt, die heute angeboten werden. Es ist schade, dass die Angebote
der Modellbaufirmen für Modelle dieser Art immer weniger werden. Mit
einer Wiederauflage des Bausatzes ist aber vermutlich dennoch nicht zu
rechnen. Wenn Graupner Interesse daran gehabt hätte dies zu tun, dann
wäre Sie vermutlich vor einigen Jahren als Classic-Bausatz wieder auf
den Markt gekommen, so wie damals u.a. die Wiesel oder die Weser. Eine
sogenannter Relaunch wäre aber ohne eine gravierende Überarbeitung des
Baukastens aufgrund seiner konstruktiven Mängel sicher nicht sinnvoll.
Auf jeden Fall hat mir der Bau dieses Modells über 40 Jahre nach seiner
Erstproduktion sehr viel Spaß bereitet. Trotz der konstruktiven Mängel,
die sich aber leicht abstellen lassen, erhält man noch heute ein
schönes Modell. Man sollte sich aber auch bewusst sein, dass sie in
ihren Segelleistungen nicht mit den modernen Konstruktionen von heute
mithalten kann. Tut man dies und akzeptiert ihre Grenzen, so wird man
dennoch viel Spaß mit der OPTIMIST haben.
Hier gibt es noch ein
Onboard-Video (aufgenommen beim Nordlichtertreffen 2014 der Minisail Classic)