Maßstab:
ca.
1:20 Länge
ü.a.:
620 mm Breite:
138 mm
Gesamthöhe:
675 mm Segelfläche
ca.:
9,8 qdm
Gesamtgewicht: 1060 g
Als ich
die Lili das erste Mal sah, kam mir sofort in den Sinn dieses
kleine Modell bauen zu wollen, da ich spontan einige Ideen zur
Verfeinerung hatte. Auf den ersten Blick wirkt sie ja in der
Tat ein wenig wie ein Spielzeugboot, erscheint sie doch an
einigen Stellen sehr einfach und unfertig. Auch die eher
langweilige Lackierung des Baukastenfotos trägt nicht
unbedingt dazu bei, die Aufmerksamkeit zu erregen.
Mit diesem
kleinen Bericht möchte ich in erster Linie auf die Änderungen
eingehen. Der Einfachheit halber, werde ich mich an der
Reihenfolge der Bauanleitung orientieren.
Deck und
Aufbauten
So erhielt der eher langweilige
Aufbau ein paar Bullaugen, so auch das Achterschott. Die
Teile des Cockpits und die Randplanke des Cockpitbodens
wurden in Nussbaum gebeizt. Nussbaum, da das Mahagoni meines
Bausatzes eher nach Nussbaum aussah. Die Furnierteile musste
ich dann aber auch mit Beize behandeln, um einen
gleichmäßigen Farbton aller Teile zu erhalten. Die Türen
erhielten noch einen Rahmen aus dünnen Leisten, sowie Griffe
und Scharnierimitationen aus Messing. Da ich die Türen etwas
höher setzen wollte, habe ich das Schott umgedreht, da ja
die Positionen für die Türen eingelasert sind. Unter den
Türen kam noch eine etwas dickere Leiste als Abschluss.
Nachdem
der Rahmen und das Cockpit mit dem Deck verklebt waren,
machte ich mir Gedanken über den RC-Einbau. Dieser ist zwar
nicht sehr kompliziert, aber die Position des Segelservos
mitten in der kleinen Öffnung, fand ich etwas unpraktisch,
da damit der Zugang zum Kiel verwehrt ist. Denn das ist der
ideale Ort für den Akku. Also fertigte ich ein kleines
Brettchen auf dem das Servo, der Empfänger und der
Ein-/Aus-Schalter ihren Platz fanden. Das Servo ist
außermittig positioniert und bekam einen Servohebel einer
Micro Magic. Dieser erschien mir etwas stabiler als das Teil
aus Sperrholz. In der Mitte des Brettchens befindet sich
eine größere Öffnung um den Akku hindurch zu bugsieren. Das
Brettchen erhielt noch eine Abstützung nach vorne. Bevor ich
alles mit G4 behandelte wurde noch eine dünne Litze als
Empfängerantenne unter Deck geklebt. Außerdem klebte ich im
Bereich der Wantbefestigung noch eine Verstärkung an.
Vor dem
Aufkleben des Decks beschäftigte ich mich noch mit der
abnehmbaren Luke auf dem Achterdeck. Die
Baukastenkonstruktion gefiel mir nicht so ganz. Ich habe
daher noch einen kleinen Kunststoffrahmen gebaut, der als
Aufnahme für die Gummidichtung fungiert. Die kleinen
Powermagnete hätte ich mir jedoch sparen können, da der Halt
auch ohne diese ausreichend ist. Um die Luke später besser
abnehmen zu können, sollte später eine Klampe darauf
montiert werden, sozusagen als Griff.
Das
Aufkleben des Decks erfolgte mit G4. Da ich die Kante von
Rumpf und Deck mit einer Leiste abschließen wollte, habe ich
das Deck rundum zunächst um ca. 1mm abgeschliffen, damit es
dann insgesamt nicht zu breit wird. Um trotz reduzierte
Auflage genug Klebefläche zu bekommen, habe ich auf der
Innenseite zusätzliche Leisten eingeklebt. Ich habe dazu
Protex Light verwendet, ein schaumstoffartiges Material,
welches aber dennoch relativ fest ist.
Damit
ich mir die Rand- und Königsplanke nicht mit G4 einsaue und
das Holz dann keine Beize mehr annimmt, habe ich es mit
Klebeband abgedeckt. Nach dem Aufkleben wurde die Kante
geschliffen und mit einer Leiste verkleidet. Anschließend
wurde das Klebeband entfernt, alles noch einmal sauber
geschliffen und anschließend gebeizt. Eine
2x2mm-Kiefernleiste wurde ebenfalls gebeizt und als
Fußreling aufgeklebt. Zum besseren Biegen habe ich sie
gewässert und über Nacht in Form gebogen.
Das Ruder wurde ein wenig
detailiert, indem ich eine Plankenstruktur eingraviert habe.
Außerdem erhielt es „Scharnierbänder“, welche „vernietet“
wurden. Das ist für solch ein Boot sicher etwas zu rustikal,
aber ich hatte einfach Spaß daran.
Das
Servo für die Ruderanlenkung ist unter der kleinen Luke ein
wenig schwer erreichbar. Ich habe es daher mit einer
Adapterplatte eingebaut, welche auf das darunterliegende,
verkleinerte Holzbrettchen aufgeschraubt wird. Die Schrauben
befinden sich links und rechts vom Ruderkoker und sind auf
dem Foto verdeckt. Die Adapterplatte hat außerdem den
Vorteil, dass ein evtl. nicht ganz passendes Ersatzservo
kein Problem darstellt, da ich dann einfach nur eine neue
Adapterplatte herstellen muss.
Nun
ging es weitestgehend nach Plan an den Aufbauten weiter.
Teil Nr. 26, aus dem die Kajüte entsteht, erhielt dann noch
Bohrungen für die Bullaugen. Hier war vorsichtiges Arbeiten
angesagt, da oben und unten nicht mehr viel Material stehen
blieb. Damit es beim Biegen kein Maleur gibt, habe ich das
Teil vorher gewässert.
Der Rahmen für das abnehmbare Dach
wurde nach Plan gebaut, das Dach jedoch durch 1,5mm
Polystyrol angefertigt, denn es sollte später weiß lackiert
werden. Da wäre es Verschwendung das schöne Furnier zu
verwenden. Das Dach bekam noch ein Schiebeluk und Handläufe
aus einem 2mm Rundholz, welche ich mit Augbolzen als Stützen
befestigt habe. Damit man die Rahmenkonstruktion nicht durch
die Bullaugen sieht, wurde sie an den entsprechenden Stellen
schwarz lackiert. Was mir nicht so gut gefällt ist die
Gummischnur. Diese ist etwas zu dick, so dass sich das Dach
nicht ganz nach unten drücken lässt, was etwas unschön
aussieht, wenn man von der Seite schaut.
Da ich
die Schot für die Fock nicht einfach durch das Vordeck
führen wollte, sondern in der Plicht einmal umlenken wollte,
habe ich seitlich, im Bereich der Winsch, ein
Messingröhrchen eingebaut, durch welches die Schot geführt
wird. Diese läuft durch einige Augbolzen nach vorne zu zwei
kleinen Umlenkrollen. Diese Art der Schotführung hatte ich
auf Fotos eines Originals gesehen und gefiel mir ganz gut.
Nachdem
Aufbau und Plichtseitenwände eingebaut waren, erhielten sie
noch eine schmale Fußleiste und Abschlussleisten auf der
Oberseite. Zum Schluss wurden die beiden Unterbauten für die
Winschen angefertigt, sowie zwei Klampen aus Mahagoni
und an der Außenseite befestigt. Diese Kleinigkeiten machen
nicht viel Arbeit, werten das Modell aber deutlich auf.
Die Herstellung der Pinne finde ich
grundsätzlich gut, aber die Form gefiel mir nicht. Ich habe
daher eine eigene, etwas geschwungenere Form erstellt.
Außerdem habe ich als Mittelleiste eine helle Abachileiste
genommen. Die Befestigung auf der Ruderachse erfolgt durch
einen Querstift. Damit es etwas stabiler wird, habe ich aus
Messingblech eine Art „Haube“ angefertigt.
Das
Rigg Es sollte die umfangreichsten Änderungen
erfahren. Der Alumast und die Plastikbäume führen zwar zu
einem schnellen Ergebnis, sehen aber nicht gut aus.
Grundgedanke war, dass ich eine unterschiedliche
Konfiguration an Segeln setzen wollte. Neben der
Baukastenversion wollte ich auch ein zweites Vorsegel und
ein Gaffeltopsegel setzen können. Das ganze sollte möglichst
flexibel gestaltet werden. Auf den Fotos ist zunächst eine
Version mit einer kleineren Fock und einem kleinen Flieger
zu sehen. So ganz gefällt mir das noch nicht, da es eher an
eine Notbesegelung erinnert, weil der Flieger zu klein ist.
Aber ein größerer wurde das Boot leegierig machen.
Zunächst der Mast. Dieser ist ca.
7cm länger (über Deck gemessen) als im Baukasten vorgesehen.
Er besteht aus einem Kohlefaserrohr, welches ich mit Furnier
beplankt habe. Ideal wären schmale Leisten (1,5 bis 2 mm).
Diese hatte ich jedoch leider nicht, also wickelte ich
schmale Streifen Buchenfurnier spiralförmig um den Mast. Das
geht nur, wenn es gewässert ist, sonst zerbröselt alles. Es
ist nicht perfekt geworden; man sieht teilweise die
Wicklung. Nachdem aber alles montiert ist, fällt es nicht
mehr ganz so stark ins Auge. Nach dem Trocknen wurde alles
geschliffen und eichenfarben gebeizt. Nun wurden sämtliche
Befestigungspunkte ermittelt und aus Messingdraht Ösen
gebogen. Ebenso erhielt der Mast eine Saling, das jedoch in
erster Linie aus optischen Gründen. Im Bereich der Ösen und
der Saling habe ich kurze Abschnitte von Messingrohren
aufgeschoben. Die Ösen sind nur auf einer Seite in den Mast
gesteckt und verklebt. Das ist ausreichend stabil.
Am
Mastfuß wurde noch ein Ring angebracht für die Aufnahme der
Belegnägel. Hier handelt es sich um Fertigteile, die gebeizt
und mit Bootslack behandelt wurden. Insgesamt habe ich hier
sechs Belegpunkte, um so flexibel wie möglich zu sein.
Ebenso wurde der Bugspriet komplett
neu konstruiert. Das krumme Stück Buchenrundholz des
Baukastens wanderte gleich in die Restekiste. Aus einer
Vierkantleiste wurde der neue Bugspriet herausgearbeitet,
gebeizt, mit Ösen und Klampen versehen und lackiert. Die
Befestigungslaschen am Rumpf hatte ich natürlich vor dem
Aufkleben des Decks bereits montiert.
Nun wurden noch die Bäume der Segel
angefertigt, ebenfalls mit Ösen versehen, gebeizt und
lackiert.
Finish
Nun ging es ans Lackieren. Begonnen
habe ich mit Deck und Aufbauten. Insgesamt vier Schichten
Clou Bootslack in Matt (wirkt aber eher seidenmatt) wurden
aufgetragen. Ich hatte erst überlegt die dunklen Teile
zusätzlich mit glänzenden Klarlack zu streichen, aber das
war mir irgendwie doch zuviel Aufwand und die seidenmatten
Oberflächen gefielen mir außerdem ganz gut.
Den Heckspiegel habe ich auch noch
etwas verschönert, indem ich diesen mit Mahagonifurnier
beklebte. Nachdem ich auch diesen zunächst mit mehreren
Schichten Bootslack behandelt hatte, habe ich kleine
Messingbuchstaben vorsichtig mit Sekundenkleber aufgeklebt.
Abschließend wurde der Heckspiegel dann noch mit glänzendem
Klarlack gestrichen.
„Lucky
Girl“ sollte sie nun heißen. Der Name Lili ist in unserem
Freundeskreis leider mit einem tragischen Ereignis besetzt,
so dass ein anderer erforderlich war. Nachdem ich lange
gesucht hatte, fiel mir das Buch der Scharbaums mal wieder
in die Hände und eines ihrer Boote ist eine Fife-Yacht mit
dem Namen „Lucky Girl“.
Der gleiche Name kam noch auf den
selbstgefertigten Rettungsring am Achterschott der Plicht.
Der Rettungsring ist ebenfalls aus Protex gefertigt. Eine
Schicht (3mm) war zu dünn, zwei zu dick. Also musste nach
dem Zusammenkleben eine Schicht etwas abgetragen werden, was
bei dem Material mit einem Cuttermesser sehr einfach geht.
Nach dem Schleifen und in Form bringen, wurden noch die
Bänder aus 0,5mm Polystyrol angebracht und die
Seildurchführungen aus Alurohr. Lackieren, das Aufbringen
der Reibebuchstaben und das Anbringen des Taus,
vervollständigten den Rettungsring.
Nun
konnte es endlich an die Endmontage gehen. Der Mast und der
Bugspriet erhielten ihre Wanten bzw. Verspannungen aus
dünnem Stahlseil und Wantenspannern aus Messing. Das ist
zwar absolut überdimensioniert, sieht aber gut aus.
Zum
Schluss konnten nun die Segel angebracht werden. Während die
Fock aus dem Baukasten stammt, habe ich das Gaffelsegel neu
angefertigt, da das Icarex in Bezug auf seine Lastrichtung
falsch geschnitten war. Das würde sicher trotzdem
funktionieren, aber ich hatte genug Material und so gefällt
es mir einfach besser.
Segeln
Sie segelt mit den vorgenommenen
Änderungen einwandfrei geradeaus und die geänderte
Schotanlenkung funktioniert ebenfalls ohne Probleme. Sie
liegt aber auch deutlich zu tief im Wasser. Kein Wunder, hat
sie mit 1060 Gramm Gesamtgewicht doch rund 120 Gramm zuviel
auf der Waage. Leichtbau war aber noch nie meine Stärke ;-).
Viel
Wind veträgt sie nicht. Konstruktionsbedingt krängt sie sehr
stark und durch das geringe Freibord gelangt Wasser in die
Plicht, was natürlich nicht schön aussieht. Auch hatte ich
ein paar Tropfen Wasser im Boot, vermutlich durch die
Durchführung der oberen Ruderachse im Deck. Aber sowohl auf
dem Wasser als auch im Regal ist sie eine kleine Augenweide.